Nicht nur die Arbeit dehnt sich in dem Maße aus, wie Zeit dafür zur Verfügung steht. Dieses Prinzip kannst du auf alle Ressourcen anwenden. Und Geld ist letzten Endes auch nur eine Ressource. Mit der richtigen Strategie kannst du das Prinzip vorteilhaft für deine Finanzen nutzen. Damit hast du sie im Griff.
Parkinsonsche Gesetz: keine Krankheit - ein Phänomen
Mitunter könnte man annehmen, es ist eine Krankheit. Aber damit hat es nichts zu tun. Der britische Historiker und Philosph C. Northcote Parkinson hat bei der Analyse schlecht funktionierenden Bürokratien dieses Phänomen entdeckt. Er stellte fest, dass sich Arbeit genau in dem Maße ausdehnt, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.
Da kann ich mich nicht ausschließen. Auch ich kenne dieses Phänomen. Da brauche ich nur daran zu denken, wenn ich Blogartikel schreiben möchte. Ich habe mir immer die Deadline gesetzt, zwei Blogartikel im Monat neben dem Monatsrückblick und dem 12 von 12. Das funktioniert nicht gut.
Das Zeitfenster ist zu lang. Entweder beginne ich erst kurz vor knapp. Dann ärgere ich mich auch noch über mich, dass ich nicht gleich gestartet bin, als ich die Idee zu dem Artikel hatte. Oder ich nutze die mir noch zur Verfügung stehende Zeit, um einzelne Sätze noch zigmal zu ändern. Und so benötige ich auch das ganze Zeitfenster.
Um aus dieser Zeitfalle herauszukommen, habe ich mir kurze Zeitfenster geschaffen. Ich weiß, dass ich morgens nicht gerade kreativ bin. Es funktioniert bei mir am besten am Abend. Und so habe ich mir kleine Zeitfenster täglich geschaffen, in denen ich mindestens 40 weitere Worte schreibe.
Nun könnte ich mich natürlich immer noch den ganzen Monat aufhalten, um den Blogartikel zu veröffentlichen. Damit das nicht passiert, schreibe ich in meinem Newsletter über die Blogartikel.
Ich kenne mich. Das wäre mir jetzt wirklich zu blöd, etwas anzukündigen und dann nicht einzuhalten.
Was hat das mit Finanzen zu tun?
Mit den Betriebsausgaben ist das auch so ein Phänomen. Irgendwie schaffen sie es immer, langsam und stetig zu steigen. Die Betriebseinnahmen steigen zwar. Wir haben einen tollen Auftrag. Den, den wir schon immer haben wollten. Dafür benötigen wir noch dieses oder jenes. Und da ja nun endlich dieser Auftrag da ist, gehen wir zusätzliche Verpflichtungen ein. Ein zusätzlicher Leasingvertrag für ein größeres Fahrzeug ist jetzt auch kein Problem.
Vielleicht auch eine neue Praxis- oder Büroeinrichtung. Und wenn schon neue Computeranlage, dann muss es auch diese Software sein. Dann ist die bisherige nicht mehr ausreichend. Und so klettern die Betriebsausgaben so langsam vor sich hin. Irgendwann ist der Punkt, da schauen wir auf unser Bankkonto, wissen, dass morgen die Krankenkassen die Beiträge einziehen und das gute Gefühl ist verschwunden.
Wo ist das ganze Geld eigentlich hin?
Bist Du bei der Frage angekommen? Willkommen im Club. Ich habe mich das auch gefragt. Sicher, ich verstehe Zahlen und betriebswirtschaftliche Auswertungen. Aber das menschliche Verhalten, Management by Kontostand, ist eben auch nicht an mir spurlos vorbei gegangen. Und so haben sich eben meine Ausgaben ausgebreitet in dem Maße, wie Geld zur Verfügung war.
Da ich nur zwei Bankkonten und ein separates Konto für Steuerrücklagen hatte, ging es ja auf den Bankkonten auch zu wie im Taubenschlag. Geldeingänge, Überweisungen, Lastschriften alles von den Konten. Wofür stand eigentlich wirklich wieviel Geld zur Verfügung? Wie hoch war der Anteil für die Krankenkassenbeiträge oder die Löhne, wenn Kunden bezahlten?
Unser Gehirn kann viel. Aber eben nicht schnell feststellen, wieviel Geld von den Einnahmen für die Miete, die Nebenkosten, für die Löhne und so weiter in jeder Einnahme ist. Und damit auf dem Konto bleiben müsste und für andere Ausgaben nicht zur Verfügung steht.
Das Phänomen nutzen
Veränderungen sind meist schwierig. Ist auch ganz natürlich. Denn wir wissen ja nicht, was uns erwartet. Eine gewisse Angst breitet sich aus. Deshalb ist es einfacher, Dinge die wir kennen, weiter zu nutzen. Eben nur ein bisschen anders.
Und so funktioniert das ganz einfach mit den Finanzen im Unternehmen. Es gibt nicht mehr das große Tablett, wo sich jeder nach Lust und Laune bedienen kann. Wir steuern bewusst die Finanzströme. Und das ganz einfach. Es werden mehrere Bankkonten benutzt und jedes Konto erhält eine bestimmte Aufgabe.
Die Geldströme im Unternehmen werden getrennt. Es gibt ein Bankkonto für alle Einnahmen. Es gibt ein Bankkonto für deinen Gewinn. Es gibt ein Konto für deinen Unternehmerlohn. Es gibt ein Konto für deine Steuerrücklage und ein Konto für deine Betriebsausgaben.
Mit festgelegten Prozentsatz werden die Gelder von dem Einnahmekonto auf die anderen Konten verteilt. Nach der Verteilung ist das Einnahmekonto quasi auf 0, Bei mir ist meine 0 immer 500,00 Euro. Dies nicht nach Lust und Laune. Sondern in einem festgelegten Rhythmus. Denn dadurch kann das beste Frühwarnsystem genutzt werden.
Das Gehirn. Bei einem festen Rhythmus erkennt es schnell Unregelmäßigkeiten. Das schafft Freiraum um Ursachen schnell zu finden und Änderungen vorzunehmen. Nicht nur ein fester Rhythmus auch eine feste Reihenfolge der Verteilung. Zuerst auf dein Gewinnkonto, dann auf dein Unternehmerlohnkonto, dann auf das Steuerkonto und zuletzt auf das Konto für die Betriebsausgaben.
Was verändert sich durch die Verteilung der Gelder?
Das Geld bekommt auf den einzelnen Konten eine Aufgabe. Dein Gewinnkonto ist dafür da, dass du von deinem Unternehmen entlohnt wirst. Für deine Kreativität, für deine Ideen, für deinen Einsatz für deine Verantwortung, für all das, was dich als Unternehmerin auszeichnet.
Und so stehen auch die Aufgaben deiner anderen Konten fest. Es wird ein Rahmen gesteckt. Du hast nicht das Gefühl etwas herzugeben, wenn die Steuerbescheide mit einer Nachzahlung ins Haus flattert. Nein, du bist gut vorbereitet. Du hast dem Geld die Aufgabe zugewiesen.
Ein Blick auf das Betriebsausgabenkonto bewahrt vor voreiligen Entschlüssen, Mit dem System weißt du zu jedem Zeitpunkt ganz, wieviel Geld wofür zur Verfügung steht. Du kannst bewusst entscheiden, ob der nächste geplante Schritt, jetzt genau der richtige Schritt ist. Die Ausgaben verschlingen nicht mehr die Einnahmen. Du hast sie in die Schranken gewiesen.
Erst Gewinn, dann Unternehmerlohn, dann Steuern und dann Betriebsausgaben. Nur vom Gewinn kann das Unternehmen sich entwickeln und deine Zukunft, der deiner Familie, deiner Mitarbeiter sichern. Kannst du deine Mission in die Welt tragen.
Jetzt gilt es noch, die Versuchung aus dem Wege zu räumen. Denn mal ganz ehrlich. Zig Entscheidungen sind täglich zu treffen. Nicht immer sind es Entscheidungen, die super toll sind. Und da kann schon der Muskel für eine starke Willenskraft etwas erschlaffen. Wenn dann noch ein Engpass auf dem Ausgabenkonto ist, steigt möglicherweise die Versuchung, ein anderes Konto anzuzapfen.
Es ist der gute Vorsatz da, beim nächsten Geldeingang das angezapfte Konto wieder aufzufüllen. Aber es kommt das Leben dazwischen. Und so bleibt es bei dem Vorsatz. Um dem vorzubeugen wird ein Sicherheitssystem "führe mich nicht in Versuchung" geschaffen. Ein bisschen so, wie ich das gemacht habe um die Blogartikel zu veröffentlichen und nicht ewig daran herumzubasteln.
Bring die Konten in Sicherheit. Dabei meine ich das Gewinnkonto, das Unternehmerlohnkonto und das Steuerkonto. Nutze unterschiedliche Banken, damit du nicht immer siehst, wieviel Geld sich auf den Konten befindet. Nutze vielleicht Konten, wo du keinen Onlinezugang hast. Wo es umständlicher ist, an das Geld zu kommen. Oder nutze die Möglichkeit, dass zwei Unterschriften auf der Überweisung sein müssen.
Kleiner Tipp dazu. Keine Familienangehörigen für die zweite Unterschrift nutzen. Damit tust du keinem einen Gefallen.
Welches Sicherungssystem auch für dich passt. Es verschafft auf jeden Fall Zeit, wenn der Muskel Willenskraft mal gerade etwas erschöpft ist. Zeit, die genutzt werden kann, um den Kreativitätsmodus einzuschalten. Den haben alle Unternehmerinnen. Denn schon bei der Gründung des Unternehmens ist Kreativität angesagt.
Du möchtest wissen, welche weiteren Vorteile du dir mit dem System schaffen kannst. In meinem Blogartikel -Mehr als 33 gute Gründe für Profit First- habe ich viele zusammengetragen.
Was es für dein Unternehmen ganz konkret bedeuten könnte, das können wir gern bei einem virtuellen Latte Macchiato besprechen, wenn du es möchtest. ich unterstütze dich gern.
Bis bald
Deine Liane